Zeitsouveräne Mediennutzung auf dem Vormarsch? Entwicklung der linearen und non-linearen Nutzung
Ergebnisse der ARD/ZDF-Medienstudie 2024
Kurz & knapp
- Der Umfang der zeitsouveränen Mediennutzung unterscheidet sich zwischen verschiedenen Angeboten.
- Während im Audiobereich lineares Radio nach wie vor das mit Abstand meistgenutzte Angebot ist, hat sich die non-lineare Nutzung von Videoinhalten bereits deutlich stärker in der Bevölkerung etabliert.
- Gut 70 Prozent nutzen 2024 noch täglich lineares Radio, beim linearen Fernsehen liegt dieser Wert mit 58 Prozent deutlich niedriger.
- Rund 6 Prozent sehen oder hören täglich non-lineare TV- oder Radioinhalte. Seit 2019 hat sich die Nutzerschaft dieser Angebote damit in etwa verdoppelt.
Die Vielfalt non-linearer Angebote wächst seit Jahren stetig. Allerdings haben sich diese Nutzungsoptionen längst noch nicht in der gesamten Bevölkerung durchgesetzt. Auch unterscheidet sich der Anteil des noch linear genutzten Audioangebots deutlich von dem der Bewegtbildnutzung.
Lineare Nutzung von Audioinhalten überwiegt, non-lineare Nutzung nimmt aber stark zu
Audioangebote werden in der Gesamtbevölkerung immer noch überwiegend linear genutzt: 71 Prozent der täglichen Reichweite entfallen auf die klassische lineare Radionutzung. Nur 47 von den 164 Minuten, die 2024 täglich für Audioangebote aufgewendet werden, werden mit Podcasts, Radiosendungen auf Abruf im Internet, auf Musik-Streamingplattformen oder mit klassischen Tonträgern oder Hörbüchern verbracht. Allerdings ist ein starker Anstieg der non-linearen Nutzung im Vergleich zum Vorjahr festzustellen.
Obwohl die Nutzung des linearen Radios in allen Altersgruppen abnahm, zeigt sich bei der Audionutzung ein starkes Gefälle zwischen den Altersgruppen. Grundsätzlich gilt, je älter eine Person ist, umso mehr Zeit verbringt sie noch mit linearer Radionutzung. Bei den 14- bis 29-Jährigen entfällt nur noch knapp ein Drittel der Audio-Nutzungsdauer auf das lineare Radiohören. Es zeigt sich, dass insgesamt weniger Medienzeit auf Audioangebote verwendet wird. Das Zeitbudget, um das die verschiedenen Angebote konkurrieren, wird immer kleiner.
Video: Streaming und lineare Bewegtbildnutzung liegen fast gleichauf
Im Bereich Bewegtbild ist ein deutlicherer Trend zur zeitsouveränen Nutzung festzustellen: Mit 58 Prozent entfällt auch in der Gesamtbevölkerung aktuell nur noch etwas mehr als die Hälfte der täglichen Videonutzung auf lineare Fernsehangebote. Damit werden von den täglich für Bewegtbildangebote verwendeten 207 Minuten 87 Minuten non-linear genutzt. Ein Teil davon entfällt allerdings auf Fernsehinhalte, die über non-lineare Kanäle gesehen werden, wie auf selbst aufgenommene Sendungen oder TV-Sendungen auf Onlineplattformen wie YouTube. Rechnet man diese „On-Demand-Nutzung“ mit ein, so entfielen 2024 täglich 138 Minuten auf die Nutzung von Bewegtbildinhalten der Fernsehsender – 18 Minuten mehr als auf lineares Fernsehen allein.
Aufgewendete Zeit für Bewegtbild sinkt moderat, Anteil von linearem TV aber deutlicher
Anders als im Audiobereich nutzen breite Bevölkerungsgruppen Bewegtbild bereits überwiegend zeitsouverän. Erst ab einem Alter von 50 Jahren entfällt mehr Nutzungszeit auf lineares Fernsehen als auf non-lineare Angebote. Allerdings hat sich das Zeitvolumen, das mit dem Schauen von non-linearen Inhalten verbracht wird, deutlich weniger reduziert als dies beim Hören von Audioangeboten der Fall ist. Zwar ist die auf Bewegtbild verwendete Zeit in der Gesamtbevölkerung nur moderat gesunken, der Anteil der davon auf lineares Fernsehen entfallen ist, sank aber deutlich.
Für Content-Anbieter stellt sich damit die Aufgabe, ihre Inhalte so auf verschiedenen Plattformen auszuspielen, dass die für sie relevanten Zielgruppen erreicht werden und auch jüngere Publikumsschichten über non-lineare Angebote angesprochen werden können.
Die ARD/ZDF-Medienstudie 2024 ist die Nachfolgestudie der renommierten ARD/ZDF-Onlinestudie und ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends. 2024 wurden hierzu 2.500 deutschsprachige Personen ab 14 Jahren befragt, unter anderem zur linearen und non-linearen Nutzung von Medienangeboten.
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